Wo sehen Sie weitere Vorteile in der Umsetzung eines kompletten digitalen Workflows?
Ulrich Schloh: Ein weiterer Vorteil liegt in der parallelen Fertigung von Sekundärkronen und Modellgussgerüst. Während der Fräsauftrag der Teleskope erfolgt, wird das Gerüst bereits am Varseo 3D-Drucker hergestellt. Hieraus ergibt sich wieder ein Zeitvorteil und ein flexibler Workflow. Bei einer zu hohen internen Auslastung und speziellen Aufträgen greifen wir auf die Zentralfertigung im Bremer CAD/CAM-Produktionszentrum der BEGO Medical zurück.
Dort stehen uns auch für die Teleskop- bzw. Doppelkronentechnik verschiedene Fertigungsverfahren und Materialien zur Auswahl.
Wie erfolgt die Datenübertragung vom Rechner zum Varseo?
Ulrich Schloh: Jeder Druckauftrag wird zur Zeit einzeln per USB-Stick an das Gerät übertragen und ist nicht ans Netzwerk angeschlossen. Dieses Vorgehen hat aus unserer Sicht einen deutlichen Vorteil: Im Falle eines Fehlgusses kann man sehr rasch einen Druckauftrag wiederholen, ohne dass man noch einmal am Rechner die Konstruktionsdaten auffinden und auslösen muss. Aus diesem Grund verbleibt der USB-Stick bei der Arbeitsschale.
Wie lange dauert der Druck eines Modellgusses in der Regel und welche Schritte sind anschließend
in der Nachbearbeitung nötig?
Ulrich Schloh: Der Varseo 3D-Drucker bietet eine Bauplattengröße von 96 x 54 mm und eine Bauhöhe von 85 mm. Diese Fläche reicht selbstverständlich für die herkömmlichen Modellgussplatten aus. Für den Druck der Modellgusselemente wird das VarseoWax CAD/Cast Spezialharz verwendet. Nach etwa 75 Minuten ist der Druckvorgang des Modellgussgerüsts beendet. Die Kartusche wird anschließend aus dem Gerät entnommen. Das Objekt wird vom Druckstempel abgelöst und in einem Ultraschallbad mit Ethanol gereinigt. Anschließend werden die Supportverbindungen zwischen Bauplatte und Druckobjekt mit einer feinen Zange abgeknippst.
Die überschüssigen Supports werden einfach weggebrochen und ggf. leicht verschlichtet. Das Modellgusselement kann jetzt auf Passung am Gipsmodel überprüft und nachgehärtet werden.
Welche Einbettmasse verwenden Sie im Zusammenhang mit Konstruktionen aus dem
3D-Drucker?
Ulrich Schloh: Beim Gießen der Modellgusskonstruktionen haben wir Versuche mit verschiedenen Einbettmassen durchgeführt. Bei einigen Materialien gab es Reaktionen mit dem gedruckten Kunststoffmaterial. In der Verbindung mit der empfohlenen BEGO Einbettmasse VarseoVest P ließen sich jedoch optimale Ergebnisse erzielen. Hier ist die Verwendung der Systemmaterialien zielführend. Für die Erreichung von optimalen Gussergebnissen sind die Herstellerangaben zu den Gussparametern zu beachten.
Nach dem Guss haben wir festgestellt, dass sich die Oberflächenstruktur von der gewohnten klassischen Wachsmethode unterscheidet und rauher erscheint. Nach einem kurzen Politurvorgang errreichen wir aber eine angenehme Oberflächenoptik und das weitere Vorgehen erfolgt wie im gewohnten analogen Herstellungsverfahren.