Der Anbau schafft Platz für modernste Herstellungsräume.
Arne Suter: Bereits vor fünf Jahre haben wir deutlich gespürt, dass sich die Art und Weise, wie Handwerk in unserem Bereich funktioniert, verändern wird. Es sind nicht nur die Menschen, die sich mit ihren Bedürfnissen verändern, sondern dieses Handwerk wird digital. Wenn man diesen Wandel ernsthaft umsetzen will, kann man nicht mehr in analogen Arbeitsprozessen, Arbeitsräumen und Workflows denken - das geht nicht mehr. Hier braucht es ein strukturelles Umdenken, um auch wirtschaftlich sinnvoll damit umzugehen. Unser Merksatz ist nicht härter zu arbeiten, sondern smarter zu arbeiten.
Wir arbeiten alle hart und unsere Mitarbeiter sind alle fleißig. Doch im Wandel geht es darum, smarter, geschickter und intelligenter zu arbeiten. Das heißt, die Voraussetzungen müssen geschaffen sein. Wir brauchen nicht nur Arbeitsplätze, die analoges, klassisches Arbeiten optimal möglich machen, wir brauchen auch die Option mit ein paar Schritten digitales Handwerk auszuüben. Künftig geht es um ein Switchen zwischen dem analogen Handwerk hin zum Digitalen und wieder zurück.
Diese neue, moderne Art des Arbeitens müssen auch die Maschinenräume hergeben. Wir haben mittlerweile so viele filigrane Technologien, dass wir einen Industriestandard brauchen. Wir müssen die Raumtemperatur exakt stabil halten, ganz gleich, ob ich draußen Hochsommer habe oder tiefsten Winter.
Wir brauchen Räume, die Druck optimal möglich machen, damit meine ich auch die Absauganlagen im Labor. Hinzu kommt die permanente Schulung der Mitarbeiter. Etliche Mitarbeiter haben sich fachlich sehr spezialisiert, wenn es beispielsweise um eine Implantat Arbeit geht oder eine praktische Arbeit. Durch die Digitalisierung braucht es nun unterschiedliche Kompetenzen: Mitarbeiter, die fachlich hochqualifiziert sind und mit der Maus in der Hand die neue Technik beherrschen.
Dafür müssen wir immer weiter ausbilden und auch den leitenden Mitarbeitern die Möglichkeit geben, dass sie sich auf die nächste Technologie, die kommen wird, vorbereiten können, um dann wieder dieses Wissen an ihre Mitarbeiter weiterzugeben. Das ist der größte Unterschied, was den Wandel des traditionellen Handwerks hin zum digitalen Handwerk 2.0 gelingen lässt.
Karen Suter: Ich glaube es ist wichtig, nicht auf dem Stand und auf dem Level stehen zu bleiben, auf dem du gerade bist. Wir müssen uns laufend weiterentwickeln, unabhängig davon, wer das Labor irgendwann mal weiterführt. Ob dies eines Tages unser Sohn sein wird oder jemand anderes ist, der mit ihm zusammen einsteigt. Als Inhaber dürfen wir nicht selbstgefällig sein und denken, das läuft schon, weil das Labor jetzt erfolgreich ist. Mir scheint es wichtig, dieses Level weiterzuführen. Das gilt es auch weiterhin zu tun.
Wir haben es zu oft erlebt, auch bei Kollegen, dass sie auf einem Stand stehenbleiben und erst mal nichts tun. Manche denken, das mit dem Computer, auch mit dem Mundscanner – das braucht man nicht. Das können die anderen machen. Doch meine Sorge ist, dass sie leider in dieser Digitalisierung den Bach runtergehen. Die armen Leute tun mir leid, die den Wandel noch nicht erkannt haben.
In dieser Krise haben wir andere Branchen kennengelernt, die es nicht geschafft haben, Online-Präsenz zu zeigen. Die es nicht geschafft haben, mit dieser neuen Herausforderung klarzukommen, sondern sich immer dagegen gelehnt haben. Doch die Auflehnung hilft nichts. Unsere Branche muss sich der neuen Aufgabe stellen. Das ist meine eigene Lernkurve, die sich aus all diesen Krisen ergeben hat. Ich bin dankbar für unsere jetzige Berufserfahrung, dadurch sind wir viel aufgeräumter und ganz anders unterwegs, als das vor 20 Jahren war. Da war man euphorisch und hat gedacht, wir retten die Welt, wir setzen was in Gang! Doch über die Zeit habe ich die Branche richtig kennengelernt und erfahren, was es heißt, so ein Unternehmen aktiv nach vorne zu bringen und es auch durch Krisen zu führen.
Arne Suter: Ich glaube, dass wir jetzt im besten Unternehmeralter sind. Die Arbeit macht gerade unglaublich viel Spaß. Wir sind in unseren Meisterjahren, haben die berufliche und auch die unternehmerische Erfahrung. Zudem ist das Fundament breiter und stärker ausgebaut, wir sitzen ein bisschen ruhiger im Sattel und freuen uns an der Entwicklung unseres Teams. Für mich ist dies das Schönste.
Es sind nicht die Maschinen, die uns erfreuen, sondern die Menschen. Natürlich ist die Technik wichtig und auch gut, aber die Maschinen laufen nur, weil die richtigen Menschen mit Leidenschaft davorstehen. So schauen wir neugierig auf die nächsten 15 Jahre, die wir jetzt gestalten. Das Gute für uns: Wir müssen uns nichts mehr beweisen. Das ist der größte Unterschied zwischen damals und heute: Wir haben die Beweisjahre hinter uns und können die Zukunft im Bewusstsein der Meisterjahre konkret gestalten. Ich glaube, das macht uns aus und ist vielleicht deshalb auch so erfolgreich.
Im Rückblick wird diese Entwicklung erst sichtbar: Das erste Jahr der Corona Krise war von starken Einbrüchen geprägt. Von heute auf morgen gab es 30 bis 40 Prozent Einbruch. In dieser Phase war nicht absehbar, dass sich im zweiten Jahr der Pandemie die Situation wieder so erholt, dass wir sogar einen Nachfrage Anstieg haben. Wir sind zutiefst dankbar für den Kundenzuwachs und ich glaube die Kunden merken, ob sich ein Unternehmen vital entwickelt und ob sie in der Krise nach vorne gehen.