Konflikte lösen sich nicht durch Flucht oder Kampf
Kommunikations-Expertin und Coach Monika Bylitza plädierte in Stade dafür, eigene Bedürfnisse zu äußern
Zahnärztinnen möchten gute Arbeit machen und ihre Zeit nutzen, um die Zahngesundheit ihrer Patienten (wieder) herzustellen und zu erhalten. Und doch geht viel Zeit und Energie dabei drauf, im Team zu schlichten, sich über unbefriedigende Zuarbeit zu ärgern oder unangenehme Patientengespräche zu führen. „Das muss nicht sein“, ist Praxis-Coach Monika Bylitza überzeugt. „Wer versteht, wie Konflikte entstehen, kann lernen, sie zu lösen oder zu vermeiden. „Miteinander reden – miteinander gewinnen“ hieß es beim 8. ladies dental talk Stade mit Labor-Partnerin und Gastgeberin ZTM Karen Suter.
Umfriedung statt Grenzen
Beim Miteinander von Menschen spielt Sprache eine wichtige Rolle, so Bylitza. Mit ihr geht eine innere Haltung einher. Wenn ich mich positionieren möchte und von „Abgrenzung“ gegenüber anderen spreche, entsteht in Gedanken eine Wand. Bilder von Schlachten und Verteidigung poppen auf, das Gebiet innerhalb der Grenze muss ich mir „erkämpfen“. Bei „Umfriedung“ hingegen geht es um einen Raum, in dem ich mit mir im Frieden bin, mich wohl und bei mir selbst fühle. Das erzeugt positive Gefühle – auch dem anderen gegenüber.
Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg
Der Ton macht die Musik. Das gilt auch für das Gespräch mit Mitarbeiter(inne)n und Patient(inn)en. Sich klar positionieren „ja“, den anderen als Angreifer und Bedrohung sehen „nein“, so Bylitza. „Unser Reptilienhirn oder Froschhirn, wie ich es nenne, ist ein Erbe der Urzeit. Es handelt blitzschnell und instinktiv. Bei „Bedrohung“, als die wir einen Konflikt empfinden, heißt es entweder ,Flucht` oder ,Kampf`. Das war im Zeitalter von Angriffen durch Säbelzahntiger sicher sinnvoll. Beides führt aber im 20. Jahrhundert nicht zu einer konstruktiven Lösung. Die können wir erarbeiten, wenn wir unsere kognitiven Fähigkeiten einsetzen“, so die Expertin, die den Teilnehmerinnen mit viel Feingefühl und anhand von Beispielen aus dem Praxisalltag Einblicke in das Thema „gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg“ gab.
„Ich wünsche mir…“ statt „du sollst...“
Ein Kernthema der gelingenden Kommunikation ist laut Bylitza, bei sich selbst zu bleiben, von seinen eigenen Bedürfnissen, Ängsten und Sorgen zu sprechen und dem Team oder Patienten damit die Möglichkeit zu geben, zu verstehen und ggf. besser mitgehen zu können. Das sei bisweilen ein langwieriger Prozess mit vielen Übungen und Rückschlägen. Das Ergebnis sei die Mühe aber wert. Wirke eine Mitarbeiterin etwa auf die Chefin schroff am Telefon, könne diese im Vieraugengespräch anstatt zu sagen „Ich möchte, dass du am Telefon freundlich bist“ besser schildern, was sie beobachtet hat, wie es auf sie wirkt und was sie sich wünscht. Das könnte so aussehen: „Bei deinem Patientengespräch eben warst du kurz angebunden und hast nebenbei am Computer gearbeitet. Ich habe das als schroff gegenüber dem Patienten empfunden. Ich wünsche mir, dass unsere Patienten sich rundum wohlfühlen. Das beginnt bei der telefonischen Terminvergabe. Dazu gehört, dass wir ihnen unsere ganze Aufmerksamkeit und ein Lächeln schenken. Möchtest du das beim nächsten Anruf mal ausprobieren?“ In einem Team-Meeting könne man dann das Thema „Wohlfühl-Praxis“ diskutieren und das Team einladen, eigene Vorschläge dazu zu machen.
Wertvolle Impulse und mehr Verständnis
„Erhellend“, „wertvolle Ideen für Mitarbeitergespräche“, „mehr Verständnis fürs Team“, „öfter mal Anerkennung aussprechen“, waren einige Stimmen des durchweg positiven Feedbacks der Zahnärztinnen.
Folgende Expertinnen begleiteten den Abend und standen zu ihren Spezialthemen Rede und Antwort:
• Zahntechnik und Zahnästhetik mit ZTM Karen Julia Suter, Suter Dental-Labor
• Praxisfinanzierung mit Leona Neddermeier, Deutsche Apotheker- und Ärztebank
• Abrechnung mit Claudia Germer-Claus, PVS dental
• Standespolitik mit Dr. Tilli Hanßen, Zahnärzte für Niedersachsen e. V.
Der nächste Netzwerkabend in Stade findet statt am 21. Februar 2018. Nähere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Zahnärztinnen auf der Website www.ladies-dental-talk.de. Für ihre Teilnahme erhalten Zahnärztinnen 4 Fortbildungspunkte. Der ladies dental talk um EU-Unternehmensbotschafterin Dr. Karin Uphoff wird gefördert durch die Strategie-Partner Deutsche Apotheker- und Ärztebank sowie die PVS dental.
Kommunikations-Expertin und Coach Monika Bylitza plädierte in Stade dafür, eigene Bedürfnisse zu äußern
Die vollständige Bildergalerie des Abends finden Sie unter: Ladies Dental Talk - Stade - Bildergalerie
Die nächsten Veranstaltungen in Stade: Mittwoch - 21. Februar 2018 - Infos und Anmeldungen hier / Mittwoch - 05. September 2018 - Infos und Anmeldungen hier