Energieversorgung, Nachhaltigkeit, Müllvermeidung und biokompostierbare Dentaltüten
Interview mit Arne Suter
Das Thema Nachhaltigkeit hatte schon vor der Pandemie einen großen Stellenwert eingenommen. Die Erfahrungen aus dieser Krise und die Entwicklungen des Klimawandels fordern jedes Unternehmen auf, über Verbesserungen der Ökobilanz und der Vermeidung von Abfällen nachzudenken. Die aktuelle Krise in der Ukraine und die damit verbundene Frage nach Energie und Verbrauch wirft neue Fragen und einen Veränderungsbedarf auf.
Wir haben und bereits 2019/2020 mit Veränderungen und Investitionen des Energieverbrauchs beschäftigt. Stromverbrauch – Lichttechnik – Fahrzeugkosten und Energiegewinnung sind die Themen mit hohen Kostenfaktoren. Hierzu haben wir uns kompetente Energieberater aus dem TZEW- Transferzentrum Elbe-Weser hinzugezogen. In der Analyse haben wir die Optimierung von Energieverbräuchen durch Einsatz einer Solarstromanlage begutachten lassen.
Leider sind unsere Dachflächen nicht sehr optimal und auch die alten Carport-Dächer liegen teilbeschattet. Aus diesem Grunde hatten wir zunächst das Thema zurückgestellt. Mit der neuen Energie-Situation stellen sich jedoch völlig neue Notwendigkeiten. In unserem Erweiterungsbau ist ebenfalls die Erneuerung und Erweiterung von Carportflächen vorgesehen. Hierzu hatten wir sehr schöne Beispiele zur Dachbegrünung aus Dänemark mitgebracht und eingeplant. Für die ca. 700qm Parkplatzflächen mussten ja Ausgleichflächen gegenübergestellt werden. Hierzu wurde die Dachbegrünung leider in unserer Region nicht berücksichtigt. Sehr schade, da in Großstadtbereichen solche Maßnahmen sogar gefördert werden. Hier mussten wir leider wieder eine deutliche Benachteiligung der Unternehmen in Landregionen feststellen. Nicht nur, dass die Dachbegrünung als Ausgleichflächen abgelehnt wurde, eine Förderung dieser Investition in Natur wird ebenfalls nicht eingestellt. Wären wir in Hamburg oder Hannover sähe es ganz anders aus. So stellt sich für uns erneut die Frage, sollten wir nicht doch zukünftig alles möglichen Flächen für Photovoltaik einplanen..
Energiegewinnung durch Photovoltaik ist nur dann sinnvoll, wenn wir die Energie direkt im Betrieb nutzen. Bislang wird nur ein Speichermedium unterstützt. Wir rechnen jedoch damit, dass es hier in Kürze interessante Förderprogramme für KMUs und Mittelstandbetriebe geben könnte. Dann wird auch die Nutzung von E-Fahrzeugen sehr interessant. Wir werden es in den Blick nehmen.
Du hast die mit den Baumaßnahmen verbundenen Ausgleichmaßnahmen angesprochen. Wie können wir uns das vorstellen?
Auch hier haben wir mit sehr kompetenten Gutachtern und Fachberatern zusammenarbeiten können. Dipl. Biol. Axel Roschen war viele Jahre Leiter der NABU in Bremervörde. Seine Fachkenntnisse setzt er weiterhin im Institut für Ökologie und Naturschutz Niedersachsen ein. Aus unserem Auftrag ist ein „Landschaftspflegerischer Fachbeitrag“ sowie ein „Baumbestandsgutachten“ und „Fledermausgutachten“ ausgearbeitet worden. Das Antragsverfahren hat einen nicht voraussehbaren Umfang angenommen. Da waren wir sehr dankbar, dass wir in der Abstimmung mit der Oberen Naturschutzbehörde solche eine fachkundigen Kommunikationskompetenz an unserer Seite hatten. Als Lösung werden wir eine sehr naturschöne Fläche entstehen lassen. Die neue Grünfläche von 1300 qm wird dann mit einer 252qm großen Feldhecken bepflanzt. Die schönen Baumbestände werden erhalten und es wird den Mitarbeitern eine Gelegenheit zum Entspannen geben.
Was habt Ihr im Labor in Bezug auf Nachhaltigkeit und Müllvermeidung bereits umgesetzt?
Seit Januar 2020 beziehen wir „Grüne Energie“ von der EWE. Mit dem Produkt „Strom Naturwatt premium“ erhalten wir zum 100% Energie aus erneuerbaren Quellen. Seit 2021 wird schon 20% aus Windkraftanlagen der Weser-Ems-Region generiert. Die Mehrkosten sind für uns eine klare Entscheidung. Im vergangenen Jahr haben wir eine sehr interessante Lösung zur Müllvermeidung für uns entdeckt. Dentaltüten sind eine Notwendigkeit. Uns hat es immer gestört, dass sehr große Mengen an Müll entstehen. Ich bin auf biokompostierbare Tüten gestoßen, jedoch gab es dieses Material nicht als Dentaltüten. Diese Idee haben wir dann direkt mit dem Hersteller „Daklapack“ entwickelt und in den Markt eingeführt. Wir empfehlen dieses Produkt selbstverständlich allen Laboren. Diese Lösung ist nicht günstig. Die Kosten sind doppelt so hoch, wir sehen es jedoch als richtigen Lösungsweg.
Gelegentlich beschweren sich Praxen über den eingeschweißten Zahnersatz. Gibt es da Alternativen?
Leider nein! An diesem Punkt haben wir eine sinnvolle Abwägung getroffen. Wir legen großen Wert darauf, dass das fertige Produkt optimal und sicher zum Patientenstuhl gelangt. Viel zu oft sind besonders kleine Teile wie z.B. Inlays, Onlays, Teleskope oder Goldkrönchen mit der Zulieferung abhandengekommen. Zu dieser Zeit hatten wir diese optimale Lösung noch nicht. Mit dem lebensmittelechten Kunststoff können wir den Zahnersatz direkt am Modell fixieren und es ist eine verbesserte Sicherung auf dem Transportweg.
Mit diesem Material werden normalerweise Lebensmittel wie Sandwiches und Baguettes verpackt. Wir verbrauchen äußerst kleine Materialmengen. Solch eine Rolle hält bei uns locker zwei Jahre. Im Vergleich zu dem entstehenden Servietten-Verpackungsmaterial ist es sehr gering. Ja, an der Stelle gibt es keine befriedigende Lösung. Aber es ist eine Abwägung der Hygiene und Transportsicherheit. Wir hören jedoch auch, dass gerade in der Patientensituation diese Form der Präsentation des wertvollen Zahnersatzes einen sehr positiven Eindruck beim Patienten macht.
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