Arne Suter traf Regina Granz zum Gespräch
Regina Granz hat viele Facetten. Ihre größte Kraft ist ihre Leidenschaft für Mensch und Lebewesen, Naturverbundenheit, Freude an Coaching, Mentoring und Weitergabe an Wissen und Kenntnissen. Regina Granz ist die Spezialistin für zahnärztliche Honorarabrechnung. Sie ist nicht nur im heimischen Nordniedersachsen, sondern auch deutschlandweit als Fachreferentin auf Ärztekongressen gerne gesehen. Ihre Fortbildungsangebote sind stets sehr gut besucht und sind für viele Abrechnungskräfte ein jährliches Seminar im Jahreskalender. Sie schafft es, dass ein eigentlich trockenes Thema durch ihre Persönlichkeit immer auch einen sehr motivierenden Charakter erhält und die Teilnehmer von der Thematik begeistert sind.
Heute besuchen wir Regina Granz jedoch an einem ganz anderen Ort, einen sehr persönlichen und privaten Raum. Sie lebt in Sichtweite der historischen Windmühle „Caroline“ an der Oste-Brücke in Hechthausen. Eine Wiesenlänge vom Flüsschen Oste entfernt. Hier lebt sie mit ihrem Mann in einem wundervollen Haus. Der idyllische ausgedehnte Garten ist mehr als man von der Einfahrt erahnen kann. Das Ehepaar hat sich einer ganz außergewöhnlichen Aufgabe gestellt. An diesem Ort werden seltene und Teils vom Aussterben bedrohte Vogelarten gepflegt und aufgezogen. In einer professionellen Anlage, wie man sie auch in den bekannten Zoo‘s und Vogelvolieren finden kann, werden mir zahlreiche Vogelarten vorgestellt. Diese Vielfalt würde man in Tierfilmen erwarten und nicht in dieser norddeutschen Idylle. Reginas Augen glänzen, wenn sie von der Begeisterung ihres Mannes erzählt. Selten gewordene Arten, wie seltene Tragopane und Diamantfasane, mexikanische Stelzenläufer, australische Maskenkiebitze und diverses Wasserziergeflügel - wie z.B. Mandarinenten und Zwergseidenhühner werden hier gezüchtet und liebevoll aufgezogen. Sie werden zum Teil in die weit entfernten Vogelschutzgebiete und Biotope in Frankreich, Belgien sowie in europäische Zoos und privaten Züchtern übergeben. Eine aufwendige Arbeit, die durch die Motivation zum Erhalt und Pflege dieser Tierarten getragen wird. Von ihrem Wohnhaus haben die beiden einen ständigen Blick auf das Wohl der umsorgten Tiere. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine ausgedehnte Voliere mit königlich anmutenden Weißnacken-, Paradies- und Jungfern-Kranichen. Aus dieser Entfernung bin ich diesen stolzen Vögeln natürlich noch nie begegnet. Was für eine Anmut und Schönheit.
Neben dem ausgedehnten Grundstück und Wiesengelände, wo sie Quessant-Schafe halten, haben die beiden noch weitere Flächen, wie eine langgezogene Pferdekoppel hinzu gepachtet. Auf dieser Fläche standen einmal die Pferde der Familie. Jetzt da die Kinder ins Leben ausgezogen sind, stand die Grünfläche leer. Durch diesen Umstand und bedingt durch eine ausgesprochene Freude zur Natur, hat sich Regina Granz einen lang gehegten Wunsch und auch Aufgabe gestellt: Etwas schaffen, was ihr am Herzen liegt.
Einen Lieblingsplatz an dem ihre Verbundenheit zur Natur spürbar wird. Sie hat eine kleine Gemeinschaft von drei Alpakas aufgenommen. Tiere, die durch ihre Anwesenheit Ruhe und Ausgeglichenheit ausstrahlen. Sanftmütige und würdevolle Tiere, zu denen Regina eine besondere Verbindung spürt. 2 weitere pflegebedürftige Alpakas kamen schnell hinzu, um in dieser Kleinherde ein artgerechtes Umfeld zu bieten.
Ausgelöst wurde dieses Engagement jedoch durch ein unfreiwilliges, gesundheitlich einschneidendes Ereignis. Sie war dafür bekannt, dass Sie stets erreichbar und hilfsbereit in der Branche tätig war. Ständig und immer ist sie auf Achse, um Zahnarztpraxen beratend zur Seite zu stehen. Sie reist von Fachkongress zu Fachkongress und ist hochaktiv und anerkannt. Ich spreche mit ihr über ihren Karriereweg, ihre Motivation und ihre Erfahrungen. Und dieses Gespräch ist persönlich wie auch fachlich ein Statement für die Entwicklung von guten und erfolgreichen Teams in modernen Zahnarztpraxen.
Regina Granz berichtet aus ihren Anfängen in der Zahnarztpraxis, während ihrer Ausbildung. Sie hatte das große Glück, in ihrem Team eine Ausbildungs-Patin an ihrer Seite zu haben. Eine Ausbilderin, die die Fachkenntnisse konkret weitervermittelt hatte, um so eine Begeisterung für den Beruf zu entwickeln. Ihr Chef hat die Potenziale der Mitarbeiter gesehen und durch Fortbildungsmöglichkeiten gefördert. So entstand ein fruchtbarer Boden für ein erfolgreiches Team in der Praxis. Tägliche Kurzmeetings am Vor- und Nachmittag haben den zielführenden Austausch von praxisrelevanten Ablaufinformationen für den Erfolg dieser Zahnarztpraxis ausgebaut. Eine lohnenswerte Investition in Zeit und Fehlervermeidung. Aus dieser Basis konnte sich Freude und Begeisterung für den Beruf entfaltet.
Im Laufe der Zeit hat sie sich zu einer Abrechnungsspezialistin entwickelt und ist von den Verantwortlichen der Berufsschule ins Ausbilderteam der BBS II Stade gebeten worden. So konnte sie ihre Praxis- und Lehrmethodik ausweiten und auf eine breite Basis stellen. Auch hier tragen ihre Freude und Begeisterung für die Weitergabe an Wissen und Fortbildung Früchte. Sie wird angesprochen in Seminaren ihr Fachwissen in größere Kreise Nordniedersachsens zu vermitteln. Sie liebt es mit Kolleginnen, Auszubildenden und Zahnärzten konkretes Fachwissen zu teilen.
Regina Granz mit ihren Alpakas
Sie entwickelt eine Begabung, auch die vermeintlich trockenen Zahlen, Fakten und Abrechnungspositionen mit Leben zu füllen. Es ist für sie ein spannendes Arbeitsfeld innerhalb der korrekten Abrechnungsmöglichkeiten die Potenziale zu optimieren. Darauf folgen viele Jahre in denen Regina Granz für das Abrechnungsunternehmen „DIE ZA - NORD“ tätig ist. So entwickelt sich Ihr neues Berufsbild zur Fachreferentin und Abrechnungsspezialistin.
Sie wird zum Coach für Praxisentwicklung und verbesserte Teamergebnisse. Besonders intensiv und zielführend sind ihres Coachings bei der Begleitung von Zahnarztpraxen in Ablauforganisation und Abrechnungsfragen. Die Basis für eine wirtschaftlich erfolgreiche Praxis sind gut organisierte Praxisabläufe. Um dies zu ermöglichen, begleitet sie die Teams über längere Zeitspannen, um ein festes Fundament für die Praxiserfolge zu bilden.
"Der Förster sägt mit stumpfer Säge, weil er keine Zeit hat das Werkzeug zu schärfen", so Regina Granz
Ein oft gehörter Vorwurf durch die Zahnärzte lautet: „Die GOZ ist so schlecht bewertet“. Darauf reagiert sie konkret. „Ihr nutzt ja noch nicht mal den möglichen Rahmen aus.“ Ihre Art ist es in dieser Gesprächssituation mit einer bisschen erhobener Hand die Potenziale zu sehen. „Schaut Euch die Welt doch mal anders an und guckt, was für Möglichkeiten ihr habt, die ihr überhaupt nicht nutzt und nicht seht“. In der Praxis wird sich für diese Wertschöpfungs-Potenziale oftmals keine Zeit genommen.
Regina Granz Ihrer Überzeugung nach liegen die Potenziale:
1. In der korrekten und umfassenden Abrechnung. Hierbei liegt die Ausschöpfung regelgerecht in den erbrachten Leistungen. Defizite entstünden vor allem bei nicht erkannten Abrechnungspositionen und einwandfreien Möglichkeiten.
2. Patienten werden im Rahmen der gesetzlichen Abrechnungsgrenzen eingeschränkt. Der Patient wird reduziert auf eingegrenzte Behandlungs- und Versorgungsformen. Viele Patienten sind bereit qualitativ hochwertigere und empfehlenswerte Leistungen über die gesetzlichen Zuschüsse zu wählen. Da würden Patienten oftmals unterschätzt und in ihren Möglichkeiten eingeschränkt.
Im Praxisalltag wird auf die zielführende Beratung verzichtet, da die zur Verfügung stehende Zeit abrechnungstechnisch nicht wirtschaftlich erscheint. Dafür wird dann viel Zeit für mehrere, teils unnötige Kostenvoranschläge verbraucht. Den Patienten im Vorfeld umfangreicher und zielführender über die optimalen Versorgungsformen und Zusatzleistungen zu beraten, wäre auch wirtschaftlich viel sinnvoller. Die weiterführende Beratung kann selbstverständlich auch von einer Fachberaterin/berater im Praxisteam erfolgen.
Regina Granz würde sich viel mehr wünschen, dass sich Behandler und Praxismitarbeiter konzeptionell besser abstimmen. Die besseren Ergebnisse werden in der Zusammenarbeit aller Mitwirkenden erzielt. Jeder Mitarbeiter sollte seinen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt und gefördert werden. Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten fördern den Erfolg des gesamten Teams.
Es ist sinnvoll, die Praxisabläufe und Konzeptionen im Praxisteam zu erarbeiten, um bessere Ergebnisse zu ermöglichen. Ein Beispiel: „Die PA fliegt den Praxen an allen Enden um die Ohren, wenn sich niemand mit der Terminstruktur beschäftigt hat. Wenn nicht verstanden wird, wie es funktioniert.
Wenn in der UPT drei Abrechnungsformeln in Form von Zeitspannen nicht berücksichtigt werden, dann geht die ganze Terminierung schief“. Man läuft Gefahr, dass dann erbrachte Leistungen untergebracht werden müssen. Das muss einer Prüfung auch standhalten.
Regina Granz nimmt sich besonders bei Praxisstartern die Zeit, intensiv mit dem Behandler diese Fundamente der Konzeption aufzustellen. Es ist die Basis für eine wirtschaftlich erfolgreiche Praxis. Sie würde sich noch mehr wünschen, dass die Behandler mehr gemeinsam mit Abrechnungsfachkräften und Team zusammensitzen und abstimmen. Auch gemeinsame Besuche auf den Fachseminaren erzeugen bessere Abstimmungsergebnisse und wirkungsvolles Zusammenarbeiten. Das bedeutet auch Entlastung für den verantwortlichen Zahnarzt/Zahnärztin.
Wenn man Regina Granz im Gespräch erlebt, dann ist es ein Beispiel für Begeisterung im Beruf.
„Wofür ich wirklich brenne. Wir haben so einen spektakulär spannenden Beruf. Wenn wir es denn wollen, haben wir so viele Entwicklungsmöglichkeiten in unterschiedlichster Art und Weise innerhalb der Praxis. Wo ich mit meinen Talenten und Fähigkeiten viel machen kann.“ sagt Regina Granz. Das ist ein überzeugendes Statement für die Berufswahl zur ZFA Zahnmedizinischen Fachangestellten/er.
Mit Ihrer Begeisterung für den Beruf stellt sie positive und attraktive Perspektiven der Berufsausbildung heraus. Sie ist überzeugt, die Branche braucht eine Veränderung, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. „Da braucht es Wertschätzung. Ich kenne viele Praxen, wo immer noch alte Strukturen da sind und wo nicht auf Augenhöhe miteinander gearbeitet wird. Ich glaube, dass diese Strukturen zu vielfachem Wechsel führen, und das nicht nur aus monetären Gründen“ unterstreicht Granz. Die motivierten Mitarbeiter wollen sich mit ihren Potenzialen und Weiterbildungsbereitschaft in die Praxis einbringen. Diese Chance sollte auch gegeben sein. „Ich kenne nicht wenige Fachkräfte, die sich anschließend eine Praxis suchen, wo ihre Fähigkeiten anerkannt werden“.
"Für die Zukunft der erfolgreichen Praxis braucht es Teamarbeit in partnerschaftlicher Zusammenarbeit auf Augenhöhe" Regina Granz
Bei dem herrschenden Fachkräftemangel braucht es zeitgemäße Praxiskulturen und moderne Unternehmensleiter. Eine bessere Zusammenarbeit erzeugt auch ein reibungsloses Zusammenwirken. Es führt zu gesünderen Arbeitsbedingungen und besseren Ergebnissen. Hier ist eine Ergänzung im Studiengang wünschenswert.
Wenn Regina Granz vor Studenten/innen in Greifswald spricht, dann spricht sie mit vehementen Worten aus. „Die Generation, die da heranwächst, hat auch einfach andere Sichtweisen. Wenn man sich vor Augen führt, dass man ca. eine halbe Million Euro für eine Praxisgründung in die Hand nimmt, dann muss ich die Abläufe und Abrechnungskonzepte auch gut auf den Weg bringen, um es auch irgendwann abgezahlt zu haben.“
Um das Nachwuchsproblem zu lösen, braucht es gute Praxisstrukturen und ein gesundes Miteinander. Für die Zukunft braucht es auch einen kulturellen Wandel. „Man unterschätzt den Buschfunk“. Die Außenwirkung der Praxis ist für Mitarbeiter und Patienten relevant.
Wenn man Regina Granz im Gespräch erlebt, spürt man ihre Leidenschaft, Erfahrung und Fachkenntnis für diesen Beruf und die Entwicklung von Praxen, Zahnärzten/innen und Teams. Sie teilt und unterstützt aus intrinsischer Motivation Fachwissen und Kenntnisse. Dies tut sie mit persönlicher Begeisterung und einer zugewandten Freude.
Unfreiwillig ereignete sich für Regina Granz eine gesundheitliche Vollbremsung!
Ein Hirninfarkt mit Einfluss auf den 8. Hirnnerv/Gleichgewichtsorgan hat sie von einem Moment auf den anderen aus der Bahn geworfen. Durch weitere Untersuchungen konnte man feststellen, dass die Entzündung des Hirnnerven durch eine Herpes-Infektion ausgelöst wurde. Sie lief beruflich auf Hochtouren und das hohe Stresslevel war ihr nicht bewusst gewesen. Obwohl Freunde und Familie sie auf die Stressmerkmale aufmerksam machten, befand sie sich weiterhin im selbstgewählten beruflichen Laufrad.
So entstand eine Notfallsituation mit schweren Komplikationen und einer langen Genesungsphase. Wie Regina Granz berichtet, war sie wochenlang nicht in der Lage sich während des Reha- Aufenthalts am sozialen Miteinander und Gesprächen zu beteiligen. „Sei haben noch mal Glück gehabt“, so die behandelnden Neurologen. „Nutzen sie die Notfallsituation, um ihr Leben neu auszurichten. So können sie nicht weitermachen“.
100% Natur erleben! www.oste-nest.de
Die vielen Wochen und Monate waren lange Zeitkorridore für Veränderung. Der Corona-Lockdown war ein weiterer Anlass auf sich selbst zu blicken und zu hinterfragen. Regina Granz erinnert sich an ihre Naturverbundenheit und Liebe zu den Tieren. Wie sie beschreibt, ist ihr dieser Bereich ihrer Persönlichkeit im Stress der Termine über Jahre verloren gegangen. Sie ist davon überzeugt, dass diese Kraftquelle wichtig sein wird, um ins Leben zurückzukehren. Sie erkennt ihr persönliches Spektrum von Naturverbundenheit und Liebe zu den Lebewesen, Familie und anvertrauten Menschen in privaten und beruflichen Aufgabenbereichen.
Sie schafft sich mit der Unterstützung ihrer Familie einen „Lieblingsplatz“ zur Ausgeglichenheit. Die kleine Alpaka-Herde ist Aufgabe, freiwillige Verpflichtung und Erholungsort zum Auftanken sowie Neuausrichtung.
Auf den Oste-Wiesen entsteht ein Kleinod für Tiere und Menschen. Sie installiert zwei traditionelle Zelte während der Sommermonate. Und selbstverständlich denkt sie auch hier weiter an andere Menschen und Tiere. Mit der Geschäftsidee „Oste-Nest“ bietet sie Raum für Coachingsituationen, Praxis-Teamentwicklung, Yoga, sowie Möglichkeiten zur Entspannung und auch Arbeitsphasen. Wenn man die Homepage (www.oste-nest.de) zu diesen Angeboten anschaut, erkennt man die authentische und persönliche Seite von Regina Granz.
Regina Granz verkörpert ein weites Spektrum von herzlich Emotional bis fachlich Präzise.
Selten erlebt man Menschen mit solch einer Bandbreite an persönlichen Potenzialen. Sie ist emotional, herzlich. Sie ist Motivatorin und hat einen ausgeprägten Sinn für Mentoring und Coaching. Darüber hinaus ist sie als Zahlen-, Daten- und Faktenmensch ausgeprägt kognitiv unterwegs. Dies alles schließt sich nicht aus, sondern vertieft ihre Fähigkeiten und Wirkungsweise mit Lebensfreude und Energie.
Teilnehmer in Vorträgen und Fortbildungen werden diese außerordentliche Fachkenntnis und Leidenschaft in großer Bandbreite erleben können und motiviert in die Herausforderungen und Aufgaben des Praxisalltags gehen.
Das Gespräch führte Arne Suter im Nov. 2022
Kontaktdaten von Regina Granz
Ovelgönner Str. 12,
21755 Hechthausen
Mobil: 0175 270 63 20
Homeoffice: 04774-360 79 43