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Interview Teil 2. zum Jubiläum „90 Jahre Suter Dental Labor“. Von Rainer Wälde

Hat sich die Firmenkultur durch die Krise verändert?
Karen Suter: Ich würde sagen, ja, auf jeden Fall. Bereits vor der Krise haben wir einen Prozess gestartet, in dem wir mit unseren jüngsten Mitarbeitern über die Zukunft des Teams berieten. Wir haben gemeinsam konzipiert, in welcher Art wir miteinander arbeiten wollen. Einer der wichtigsten Punkte war dies: Wir haben Verantwortung füreinander und dabei geht es um die Art und Weise zu erkennen, ob es uns gut geht und auch dem Nächsten gut geht.  
Diesem Prozess war ein Sterbefall vorausgegangen, der alle schockiert hat. Das haben wir zum Anlass genommen, um zu überlegen: Wir verbringen viel Zeit miteinander. Zum Teil sogar mehr Zeit als mit der Familie zu Hause und außerdem ist es die wichtigste Zeit am Tage. Aus diesem Grund sollten wir auch möglichst gesund damit umgehen und die Arbeitszeit mit Spaß und mit Erfolg leben.
Wir haben überlegt, wie wir eigentlich unsere Lebenszeit innerhalb der Arbeit gestalten wollen. In den letzten zwei Jahren hat die Krise noch einmal deutlich gemacht, dass wir nicht über den Berg gucken können. Wir können nur so weit sehen, wie es möglich ist. Jedoch im Blickfeld können wir aktiv gestalten und aufeinander aufpassen.  
Daraus entstand dann folgendes Zitat: „Wir wissen nicht, wie es wird oder was im halben Jahr sein wird, aber jetzt machen wir das Beste daraus.“
Dieser Satz hat sich in jeder neuen Situation über zwei Jahre etabliert.  Es gibt Corona-Tests. Okay, dann machen wir das. Wir müssen Abstand halten, kein Problem, dann machen wir das. Wir machen eben das, was wir erkennen können. Wir machen einfach das Beste daraus!


Arne Suter: Wir haben uns auch sehr individuell allen möglichen Anforderungen gestellt. Wenn ein Kunde etwas indivuell haben wollte, hat er das so bekommen. Und wenn ein Kunde das auf eine andere Art und Weise haben wollte, dann haben wir das auch gemacht. Man kann sich zwar wundern und auch darüber aufregen, doch es lohnt sich nicht. Wir wollen, dass Kunde A und B zufrieden sowie glücklich sind und im Endeffekt der Patient das Produkt bekommt, was indivduell zu ihm am besten passt.

Karen Suter: Es war wichtig, dass alle im Team dies erkennen, dann nicht drüber lamentieren, sondern sich einfach der Aufgabe stellen und lösungsorientiert sowie schnell handeln. Das ist etwas, was in dieser Pandemie bei mir beispielsweise ganz viel gebracht hat. Ich bin sonst jemand, der gerne eine Nacht über etwas schläft und sich auch mal zurückziehen muss, um drüber nachdenken zu können. Aber ich habe gelernt, schnell zu entscheiden. Nicht lange zappeln, gut abwägen und sich mit der Sache befassen, aber dann auch die Entscheidung zu treffen. Nicht holterdiepolter, schon mit Überlegung, aber schneller als es eigentlich meinem Naturell entspricht. Das ist positiv, weil wir dadurch schneller zum Ziel und zum Ergebnis gekommen sind.
Arne Suter: Das zweite, was sich daraus ergeben hat, ist, dass wir in regelmäßigen Abständen mit unseren Mitarbeitern kommuniziert haben. Wir haben die Ziele in die Entscheidungsprozesse mit eingebunden. Konkret haben wir unsere Mitarbeiter gefragt: „Wie wollen wir diese Maßnahmen angehen? Wie ist das für euch? Wie genau oder wie viel mehr machen wir auch?“ Das haben wir in persönlichen Gesprächen kommuniziert, also mit Abstand und Mundschutz – immer so wie es gerade ging. Zum Teil hatten wir keinen Kontakt, da wir aus Sicherheitsgründen in zwei Teams aufgeteilt waren.

Das Suter Dental Labor verwendet im Unternehmen eine eigene Kommunikations-App. Datensicherheit und Transparenz innerhalb des Teams sind die Qualitätsvorteile.  Haben auch Sie Interesse an einer eigenen App? Weitere Informationen finden Sie unter: www.commulino.de

Im ersten Monat der Pandemie haben wir eine Software eingesetzt, d.h. eine App mitentwickelt, die jeder unserer Mitarbeiter auf seinem Handy eingerichtet hat.  Über diese Funktion haben wir alle 14 Tage persönliche Videobotschaften nach Bedarf und aktuellem Anlass gesendet.  Diese neue Form der Kommunikation war wichtig. Dadurch wurden die Mitarbeiter beider Teams immer aktuell über die Neuerungen oder jeweiligen Situationen informiert. Und zwar alle zur gleichen Zeit. Zudem haben wir erlebt, dass beide Teams in dieser Krise sehr zusammengewachsen sind. Die Mitarbeiter waren unglaublich vorsichtig, rücksichtsvoll, aufmerksam und sehr konsequent in den Maßnahmen, die wir miteinander abgestimmt haben.

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Karen Suter: Noch ein Punkt scheint mir sehr wichtig zu sein - Zu Beginn dieser Krise hatten wir natürlich auch Freiräume, die wir mit neuen Ideen gefüllt haben; d.h. im Rahmen der Möglichkeiten das Beste daraus machen. Hast du Zeit, hast du die Hände frei? Mach das Beste draus!
Wir haben uns in dieser Zeit, in diesen ersten Monaten intensiv mit dem Mundscanner beschäftigt. Wir hatten gerade im Februar ein eigenes Gerät angeschafft und vier Wochen später hatten wir den Lockdown. Das heißt eine Investition, die uns jeden Monat viel Geld kostete. Doch der Vorteil war: Wir hatten Zeit, uns mit dieser Technologie intensiv auseinanderzusetzen. Wir haben mit einigen Pilotpraxen in der Anfangsphase eng zusammengearbeitet, konnten dadurch sehr schnell sowie effizient den Mundscanner am Patienten einsetzen und nutzen.


Arne Suter: Anschließend haben wir uns im Marketing dazu ganz schnell aufgestellt. Das war mir ganz wichtig, da wir gerade ein neues Produkt an den Markt gebracht hatten und parallel Anfang des Jahres absehbar war, es gibt ein neues unbekanntes Virus in China und wenn das hierherkommt, wird es brisant.  
Wir haben im März 2020 eine günstige Krone, hochmodern und ausschließlich digital hergestellt, an den Markt gebracht: Zu einem günstigen Preis im Inland gefertigt und zudem noch aus der Region.  Diese hochmoderne Art der Anfertigung haben wir ein halbes Jahr in einer Pilotphase gehabt, sind dann mit der eigenen Krone Suter Lite an den Markt gegangen und diese ist innerhalb von einem Jahr sehr erfolgreich geworden.
Wir haben gemerkt, dass es das Bedürfnis der Kunden war und ist, etwas Günstiges zu haben, welches in der Region gefertigt wird und nicht im Ausland. Bisher gab es das in dieser Art nicht und die Produktion im Ausland, für Kronen, die hier eingesetzt werden, ist auch nicht mehr gewollt.

Wichtig ist, dass wir ein Dental Labor sind, das hochmodern arbeitet, digital exzellent aufgestellt ist und die tatsächliche Erfahrung aus langjähriger Herstellung mit den neuesten Technologien mitbringt.
Hinzu kommt, dass wir ein Team haben, das sich mit Mundscannern, deren Anwendungen, Datenversand und -verarbeitung auskennt. Hier geht es um ein modernes Werkzeug, das in jeder Praxis gebraucht und sinnvoll eingesetzt werden kann. Unsere Fachleute gehen damit so routiniert um, dass sich jeder Zahnarzt mit allen Fragen zum Umgang damit an sie wenden kann. Das ist so völlig neu! Dies hat es vorher in diesem Ausmaß nicht gegeben, dass wir in der Zahntechnik ein Werkzeug, das der Zahnarzt in der Hand hält, so beherrschen.
Lasst uns einen Blick in die Zukunft werfen: Karen, worauf bist du gespannt, wenn du jetzt in die Zukunft blickst und auf die Zeit nach der Pandemie?
Karen Suter: Im Frühjahr 2022 haben bei uns Baumaßnahmen für eine große Investition mit Anbau und Grundstückskauf begonnen. Ich habe immer gesagt, wenn wir weiterarbeiten wie bisher, müssen wir investieren und wachsen, aber dann müssen wir auch anbauen und uns räumlich ausdehnen.
Bereits vor drei Jahren haben wir uns damit konkret beschäftigt. Ich werde nun 50 Jahre alt und möchte noch genug Zeit habe, um das in Form zu bringen, was ich mir vorstelle.

Gleichzeitig möchte ich die frischen Kontakte, die wir in der Pandemie gewonnen haben, vertiefen, pflegen und fortführen. Wir brauchen den Anbau, um die Neukunden, wie auch Stammkunden weiter zufriedenzustellen. Ich glaube, es kommen noch neue Herausforderungen hinzu. Diese wollen wir aktiv mitgestalten.

Der Anbau schafft Platz für modernste Herstellungsräume.

Arne Suter: Bereits vor fünf Jahre haben wir deutlich gespürt, dass sich die Art und Weise, wie Handwerk in unserem Bereich funktioniert, verändern wird. Es sind nicht nur die Menschen, die sich mit ihren Bedürfnissen verändern, sondern dieses Handwerk wird digital. Wenn man diesen Wandel ernsthaft umsetzen will, kann man nicht mehr in analogen Arbeitsprozessen, Arbeitsräumen und Workflows denken - das geht nicht mehr. Hier braucht es ein strukturelles Umdenken, um auch wirtschaftlich sinnvoll damit umzugehen. Unser Merksatz ist nicht härter zu arbeiten, sondern smarter zu arbeiten.
Wir arbeiten alle hart und unsere Mitarbeiter sind alle fleißig. Doch im Wandel geht es darum, smarter, geschickter und intelligenter zu arbeiten. Das heißt, die Voraussetzungen müssen geschaffen sein. Wir brauchen nicht nur Arbeitsplätze, die analoges, klassisches Arbeiten optimal möglich machen, wir brauchen auch die Option mit ein paar Schritten digitales Handwerk auszuüben. Künftig geht es um ein Switchen zwischen dem analogen Handwerk hin zum Digitalen und wieder zurück.
Diese neue, moderne Art des Arbeitens müssen auch die Maschinenräume hergeben. Wir haben mittlerweile so viele filigrane Technologien, dass wir einen Industriestandard brauchen. Wir müssen die Raumtemperatur exakt stabil halten, ganz gleich, ob ich draußen Hochsommer habe oder tiefsten Winter.  
Wir brauchen Räume, die Druck optimal möglich machen, damit meine ich auch die Absauganlagen im Labor. Hinzu kommt die permanente Schulung der Mitarbeiter. Etliche Mitarbeiter haben sich fachlich sehr spezialisiert, wenn es beispielsweise um eine Implantat Arbeit geht oder eine praktische Arbeit. Durch die Digitalisierung braucht es nun unterschiedliche Kompetenzen: Mitarbeiter, die fachlich hochqualifiziert sind und mit der Maus in der Hand die neue Technik beherrschen.
Dafür müssen wir immer weiter ausbilden und auch den leitenden Mitarbeitern die Möglichkeit geben, dass sie sich auf die nächste Technologie, die kommen wird, vorbereiten können, um dann wieder dieses Wissen an ihre Mitarbeiter weiterzugeben. Das ist der größte Unterschied, was den Wandel des traditionellen Handwerks hin zum digitalen Handwerk 2.0 gelingen lässt.

Karen Suter: Ich glaube es ist wichtig, nicht auf dem Stand und auf dem Level stehen zu bleiben, auf dem du gerade bist. Wir müssen uns laufend weiterentwickeln, unabhängig davon, wer das Labor irgendwann mal weiterführt. Ob dies eines Tages unser Sohn sein wird oder jemand anderes ist, der mit ihm zusammen einsteigt. Als Inhaber dürfen wir nicht selbstgefällig sein und denken, das läuft schon, weil das Labor jetzt erfolgreich ist. Mir scheint es wichtig, dieses Level weiterzuführen. Das gilt es auch weiterhin zu tun.  
Wir haben es zu oft erlebt, auch bei Kollegen, dass sie auf einem Stand stehenbleiben und erst mal nichts tun. Manche denken, das mit dem Computer, auch mit dem Mundscanner – das braucht man nicht. Das können die anderen machen. Doch meine Sorge ist, dass sie leider in dieser Digitalisierung den Bach runtergehen. Die armen Leute tun mir leid, die den Wandel noch nicht erkannt haben.
In dieser Krise haben wir andere Branchen kennengelernt, die es nicht geschafft haben, Online-Präsenz zu zeigen. Die es nicht geschafft haben, mit dieser neuen Herausforderung klarzukommen, sondern sich immer dagegen gelehnt haben. Doch die Auflehnung hilft nichts. Unsere Branche muss sich der neuen Aufgabe stellen. Das ist meine eigene Lernkurve, die sich aus all diesen Krisen ergeben hat.  Ich bin dankbar für unsere jetzige Berufserfahrung, dadurch sind wir viel aufgeräumter und ganz anders unterwegs, als das vor 20 Jahren war. Da war man euphorisch und hat gedacht, wir retten die Welt, wir setzen was in Gang! Doch über die Zeit habe ich die Branche richtig kennengelernt und erfahren, was es heißt, so ein Unternehmen aktiv nach vorne zu bringen und es auch durch Krisen zu führen.
Arne Suter: Ich glaube, dass wir jetzt im besten Unternehmeralter sind. Die Arbeit macht gerade unglaublich viel Spaß. Wir sind in unseren Meisterjahren, haben die berufliche und auch die unternehmerische Erfahrung. Zudem ist das Fundament breiter und stärker ausgebaut, wir sitzen ein bisschen ruhiger im Sattel und freuen uns an der Entwicklung unseres Teams. Für mich ist dies das Schönste.
Es sind nicht die Maschinen, die uns erfreuen, sondern die Menschen. Natürlich ist die Technik wichtig und auch gut, aber die Maschinen laufen nur, weil die richtigen Menschen mit Leidenschaft davorstehen. So schauen wir neugierig auf die nächsten 15 Jahre, die wir jetzt gestalten. Das Gute für uns: Wir müssen uns nichts mehr beweisen. Das ist der größte Unterschied zwischen damals und heute: Wir haben die Beweisjahre hinter uns und können die Zukunft im Bewusstsein der Meisterjahre konkret gestalten. Ich glaube, das macht uns aus und ist vielleicht deshalb auch so erfolgreich.
Im Rückblick wird diese Entwicklung erst sichtbar: Das erste Jahr der Corona Krise war von starken Einbrüchen geprägt. Von heute auf morgen gab es 30 bis 40 Prozent Einbruch. In dieser Phase war nicht absehbar, dass sich im zweiten Jahr der Pandemie die Situation wieder so erholt, dass wir sogar einen Nachfrage Anstieg haben. Wir sind zutiefst dankbar für den Kundenzuwachs und ich glaube die Kunden merken, ob sich ein Unternehmen vital entwickelt und ob sie in der Krise nach vorne gehen.

Wir fragen uns immer wieder: Wo sind die Entwicklungschancen? Wir beobachten in unseren Gesprächen, dass viele Zahnärzte jetzt digitaler denken und digitaler werden. Sie brauchen einen Partner, der diese Sprache routiniert spricht. Von daher sind wir wahnsinnig dankbar, dass wir in dieses Jubiläum mit einem erfolgreichen Jahr gehen dürfen. Wir sind bereit auch in den Ausbau aktiv zu investieren. Und es freut mich auch, dass wir im Jubiläumsjahr diesen Erweiterungsbau abschließen können. Dafür sind wir sehr dankbar.
Gibt es im Rückblick auf 90 Jahre Familiengeschichte etwas das typisch Suter ist?
Karen Suter: Es gab in jeder Epoche und in jeder Generation besondere Krisen, die es zu überwinden galt. Ich glaube, nichts ist schlimmer als ein Krieg, den es zu überwinden gilt. Meinen Großvater hat ausgezeichnet, dass er nach der Flucht 1945 wieder Fuß gefasst hat und in Bremervörde neu angefangen hat. Mein Vater hatte Einbußen gesundheitlicher, aber auch unternehmerischer Art. Widrigkeiten gibt es immer - das wissen alle in unserer Familie – das gilt für alle Branchen. Doch entscheidend ist nach wie vor, dass wir uns davon nicht kleinkriegen lassen, sondern nach vorne blicken. Es geht in jeder Krise um die Fragen: Was braucht es, was kann ich investieren? Wie kann ich mutig sein? Dieses Selbstverständnis zeichnet die Suters aus. Das wollen wir auch in den kommenden Jahren umsetzen.  Ich glaube, das ist auch etwas, was man seinen Kindern, seinen jungen Mitarbeitern mitgeben muss, was man nach vorne tragen muss, damit die dieses Grundvertrauen und dieses Selbstverständnis auch entwickeln. 

Das Interview führte der Fernsehjournalist Rainer Wälde aus Frielendorf bei Kassel.