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Interview Teil 3. zum Jubiläum „90 Jahre Suter Dental Labor“. Von Rainer Wälde

Was waren in der gemeinsamen Ära Meilensteine, auf die
ihr stolz seid?

Arne Suter: Ich bin stolz auf unsere Mitarbeiter. Wie sie sich in den letzten Jahren entwickelt haben, menschlich, persönlich und fachlich, finde ich großartig. Das ist für mich ein ganz wichtiger Schatz. Ein zweiter Meilenstein: Als wir
uns klarer wurden, wie funktionieren wir als Menschen und als Führungskräfte. Dieser Prozess hat relativ lange gedauert. Wir erlebten mehrere Jahre des Wandels, an den sich auch die Mitarbeiter gewöhnen mussten. Für mich war ein
ganz markanter Moment als ein Mitarbeiter dies an einer Weihnachtsfeier auch so ausgedrückt hat: Ihr habt nie aufgegeben, ihr habt Dinge angeschoben, die wir noch gar nicht erahnen konnten. Häufig sieht man nur die fachliche
Entwicklung. Aber es braucht auch die unternehmerischen Aspekte, um das Unternehmen weiterzubringen. Ich nenne es Vorausdenken und Vorausfühlen, was in Zukunft wichtig sein wird.


Karen Suter: Dem stimme ich zu, die Frage ist immer: Wie führt man so ein Unternehmen weiter? Macht man es größer? Macht man es genauso, macht man es auf eine ganz andere Art und Weise? Nach gut 20 Jahren, die wir das
jetzt gemeinsam tun, muss ich schon sagen: Wir haben es geschafft, das Dental Labor zukunftsfähig zu machen, konkurrenzfähig zu bleiben und dabei auch erfolgreich zu sein. Das ist unser großes Glück und ein Meilenstein.
Die Erkenntnis, dass man das gemeinsam tun kann. Du brauchst immer fähige Leute. Und in besonderen Situationen könne wir auch aufeinander vertrauen.Als Zahntechniker-Meisterin bin ich dankbar für Arne,der als Unternehmensleiterund gedanklicher Kopf die Zukunft mitgestaltet. Jeder hat seine wichtige Aufgabe. Gleichzeitig ist es sehr gut, dass wir beide uns blind vertrauen und so gut zuarbeiten können. Wir reiben uns auch, aber da es in die gleiche Richtung geht, erleben wir dies als konstruktiv.
Das ist eigentlich das Besondere und war in unserer Familie immer so. Bei meinem Opa mit seiner Frau. Ich habe beim Kartoffelschälen zugeguckt. Später habe auch mich um meine Oma viel gekümmert, als sie alt war. Von daher sind auch viele Gespräche geführt worden. Sie hat mir dann immer nahegebracht, wie wichtig es ist, dass man zusammenhält. Meine Eltern haben das auch so gemacht und uns vorgelebt, dass Mann und Frau hinter den Entscheidungen des anderen stehen. Das ist für das Unternehmen wichtig
und das wollen wir selbst auch weitergeben. Unsere Kinder sollen auch ihren Platz und einen Rahmen zu finden. Wir leben ihnen vor, fair zu bleiben für Mitarbeiter, die auch in Familiensituation stecken, oder als alleinerziehende Mütter im Unternehmen sind. Alle haben ihre Geschichten und ihre Rucksäcke zu tragen. Mir ist es ganz wichtig sie in diesen Firmen Kontext mit einzubetten: Kannst du an deine Mitarbeiter etwas zurückgeben? Welche Reaktion bekommt ihr von den Mitarbeitern?

Arne Suter: Viele aus dem Team bestätigen, dass sie dieses familiäre Verständnis spüren. Das zweite ist, dass sie ein kollegiales Miteinander sehr deutlich wahrnehmen. Das wird uns oft auch von außen gespiegelt, wenn Besucher
aus der Industrie zu uns kommen. Sie spüren diese Atmosphäre und wir sind mitunter ganz überrascht. Gleichzeitig freuen wir uns, dass es irgendwie gelingt. Das kannst du ja nicht greifen, das kannst du auch nicht erzwingen, sondern
dieses Klima ist über Jahre gewachsen. Vielleicht kommt es auch aus der Historie über 90 Jahre heraus, aus einer guten unternehmerischen Atmosphäre.

Karen Suter: Ich glaube schon, dass die Familie eine besondere Auszeichnung eines traditionsreichen Unternehmens ist. Ohne dass man dies erwartet und es zwanghaft ist, sondern, dass du einfach aus freien Stücken zusammen arbei-
test und wiederum auch Verständnis für die mitarbeitenden Familien hast.

Familie ist das Stichwort: Welches Erbe hast du als dritte Generation mitbekommen?


Karen Suter: Ich finde, Erbe ist immer so ein schweres Wort. Mir geht es um Begabungen, um Stärken und um Werte. Das beobachte ich - auch bei meinem Vater und damals vielleicht beim Großvater. Für mich ist dies Ehrlichkeit und
Fleiß, aber auch Einsatzbereitschaft. Diese Dinge sind wichtig. Aber ich habe auch mitgekriegt, Spaß an der Arbeit zu haben. Dass Arbeit keine Pflicht ist, sondern wir ganz viel Spaß auch bei der Arbeit haben können. Unser Alltag ist
teilweise auch sehr anstrengend, aber meistens überwiegt die gute Laune dabei.


Arne Suter: Uns ist auch wichtig, dass wir in unseren Entscheidungen und Möglichkeiten frei sind. Dabei geht es nicht um Luxushandlungen, sondern um die Frage, wie können wir etwas gestalten? Abhängig zu sein, finde ich
sehr bedrängend. Für mich ist es die größte Errungenschaft, dass wir unser Leben gestalten können - natürlich im Rahmen unserer Möglichkeiten. Ich glaube, dass wir uns ohnehin immer am Boden halten. Das ist etwas, was
wir auch erlebt haben und das versuchen wir auch unseren Kindern weiterzugeben. Das Wichtigste scheint mir, im Rahmen ihrer Begabung das Leben zu gestalten - das ist nicht selbstverständlich. Unsere Tochter erlebt das in der
Orientierung - auch unser Sohn, der gerade in Richtung Zahntechnik tendiert.


Wieviel Unterschiedlichkeit ist in einem Familienunterneh-
men möglich?


Karen Suter: Ich glaube, was mich geprägt hat in unserer Familie, dass jeder so unterschiedlich ist und auch so unterschiedlich sein darf. Das war bei meinen Großeltern so.Mein Vater, mein Onkel und seine kleine Schwester, dazu
meine Tante. Alle leben noch und jeder ist so unterschiedlich. Meine Tante war schwer krank, hatte eine schreckliche Kinderlähmung. Seitdem humpelt sie und hat trotzdem ihr Leben gemeistert. Unterschiedlichkeit wurde immer hoch-
gehalten und der andere auch toleriert. Jeder konnte das tun, was er wollte. Mein Onkel ist zur See gefahren, war Chefingenieur und hat die ganze Welt gesehen. Das war gut so und alle haben es akzeptieren. Ich glaube, mit diesem
Selbstverständnis groß zu werden und Liebe zu geben an jeden. Das haben wir so erlebt.

Ein junger Journalist hat über euch beide geschrieben: „Schlagzeug trifft Krone“. Damit wollte er die unterschiedlichen Hintergründe von euch beiden illustrieren. Wie kam es zu dieser Entscheidung?


Arne Suter: Ich war noch in der Schule, da gab es gar keinen Anlass für Beziehung. Damals fand ich einfach Karens Stimme angenehm. Immer wenn wir uns am Telefon hatten. Ich komme aus Stade, habe damals in Bremervörde gelebt
und bin zum Musikstudium nach Hamburg gegangen. In dieser Phase haben wir uns kennengelernt. Karen ging nach Hannover und ich nach Hamburg. Irgendwie war das total ungünstig und hat dazu geführt, dass wir wahnsinnig
hohe Fahrtkosten und Telefonkosten hatten. Zu der Zeit musste man noch viel Geld fürs Telefonieren bezahlen. Damals waren es mehrere hundert Mark.

Karen Suter: Wir haben überlegt, ob ich meine Ausbildung in Hamburg weiter machen könnte, aber das wäre ein Bundesland Wechsel gewesen. Dann haben wir gedacht, ich glaube es ist doch einfacher, wenn Arne nach Hannover kommt.


Arne Suter: Also letztendlich kann man sagen, dass ich mich beruflich immer nach dir gerichtet habe. Ich habe in Hamburg gearbeitet, studiert, bin dann nach Hannover gegangen, habe da gearbeitet und bin später von dort aus in die
Musikindustrie gegangen. Eigentlich war uns von Anfang klar: Wir müssen was zusammen machen.


Karen Suter: Ich war bereits in der Ausbildung zur Technikerin und von daher stand fest, ich gehe zurück nach Bremervörde. Der Zeitpunkt war noch nicht klar, aber wir wussten beide, dass wir zusammenbleiben wollen.


Arne Suter: Was zur Folge hatte, dass ich in dem, was ich dann beruflich getan habe – auch in der Musikindustrie - das mit einem guten Fundament machen konnte. Ich konnte die Flügel richtig aufmachen und in meinem musi-
kalischen Beruf erfolgreich sein. Später kam dann die Generationenfrage. Erst da wurde mir richtig klar, was dieser Wechsel im Alltag bedeutet. In der Zeit hätte ich mir gerne einen Mentor gewünscht, der mir eine neue Perspektive eröffnet hätte.


Karen Suter: Für mich war das mein unternehmerisches Selbstverständnis – ich bin damit groß geworden, das Labor zu übernehmen.


Arne Suter: Für mich war das völlig fremd. Ich musste diese Rolle erst finden. Das war für mich ein längerer Prozess.


Karen Suter: Vielleicht war es auch die ostpreußische Zielstrebigkeit, die unsere Familien – ohne, dass wir es wussten, verbindet. Unsere Väter sind in Allenstein und in Elbing aufgewachsen. Das ist nur ein Steinwurf entfernt. Vielleicht
gibt es da subkutan so eine Matrix, die so eine ostpreußische Einstellung mit sich bringt.


Arne Suter: Allerdings kam ich gar nicht aus einer unternehmerischen Familie. Wir haben heute gerade wieder darüber gesprochen, weil wir einen Trauerfall haben. Was unterscheidet mich eigentlich? Ich hatte eine unwahrscheinliche
Motivation, eben die Flügel auszustrecken und mein Lebenzu gestalten. Beruflich war ich nie in einer Wohlfühlatmosphäre. Ich wollte immer gestalten, mit Menschen etwas tun, erfolgreich sein. Sicher war es auch monetär motiviert,
weil ich schon als junger Mensch sehr viel Geld verdient habe in der Musik. Das war schon auch etwas, was mich sehr geprägt hat. Hinzu kam die unternehmerische Freiheit, dass ich etwas aktiv mitgestalten will.

Jetzt gehen wir mal zu eurem Rollenverständnis. Wie versteht ihr eure Rollen als Unternehmer und wie fühlt ihr die auch?


Karen Suter: Gemeinsam tun – das ist mir wichtig. Natürlich bin ich für die gesamte technische Leitung zuständig, für alle zahntechnischen Fragen. Doch alle unternehmerischen Entscheidungen treffen wir zusammen. Arne ist für
das Marketing und die Werbung, den Auftritt im Internet zuständig.


Arne Suter: Karen ist selbstverständlich der Kopf und das Erbe dieses Unternehmens und damit auch die sichtbare Person als Unternehmerin. Sie ist die Person, mit der die Kunden gerne kommunizieren. Das hat in einem weiblich
werdenden Markt auch den Vorteil, dass sie immer eherlösungsorientiert ist. Zudem ist Karen unglaublich fleißig: Sie geht sehr früh in die Firma und kommt auch sehr spät wieder zurück. Hinzu kommt, dass meine Frau keine dominante Persönlichkeit ist,
sondern eher eine vermittelnde. Karen ist das Gesicht dieses Unternehmens. Ich dagegen bin der Intendant. Im Theater ist es so: Den Intendanten kennt kaum jemand. Nur wenn das Theater sehr gut läuft oder sehr schlecht.
Wenn es jedoch optimal läuft, die Stars auf der Bühne sind, die Vorstellungen gut laufen und das Publikum sich wohlfühlt: Dann ist es die Aufgabe des Intendanten hinter den Kulissen dafür zu sorgen, dass alles läuft.
Meine Lieblingsaufgabe ist es mit Menschen innerhalb des Unternehmens zu arbeiten, sie zu coachen und zu motivieren. Ich liebe es Prozesse zu entwickeln, auch wenn es um technische Neuerungen geht: Digitale Prozesse, Maschinen, Fertigung, Herstel-
lungsprozesse, Produktentwicklung - all das mit den Fachleuten gemeinsam zu entwickeln. Wie kommen wir zu dieser Zielsetzung und wie finden wir den Weg von A nach B?


Karen Suter: Du bist aber auch ein ZDF Typ, also Zahlen, Daten, Fakten. Du kannst die Entwicklung gut in einen mathematischen Kontext stellen. Da bist du eben auch viel ausgeprägter und mutiger.

Als Unternehmer lernt man am meisten durch Krisen. Was habt ihr durch die Krise gelernt?


Arne Suter: Ich habe gelernt von meiner Frau, dass sie die Nerven behält. In Folge dieser Arbeit in dritter Generation hat sie das einfach mitbekommen und verfügt dann auch über eine fast schon stoische Ruhe. Das ist wie beim Segeln: Du musst das abwettern.
Du musst da durch. Das hilft nix. Karen agiert eher wie ein Fels in der Brandung. Was sehr gut war.


Karen Suter: 2004 und 2005 gab es einen starken Einbruch in der gesamten Branche. Wir haben in dieser Zeit gelernt, unternehmerisch vorsichtig vorzugehen. Gut aufgestellt zu sein. Das Fundament ist uns beiden sehr wichtig. Wir legen großen Wert darauf,
immer mit den Füßen am Boden zu bleiben. Die Ursache der Krise war eine systematische Umstellung im Gesundheitssystem. Damals wurde ein Zuschuss eingeführt, im ersten Vierteljahr dieser Neueinführung wussten auch viele Zahn-
ärzte nicht wie es läuft. Es gab nur ganz wenige, die es durchblickt haben und die dann auch wieder Zahnersatz gemacht haben und Aufträge an uns gegeben haben. Doch viele Praxen haben erst einmal abgewartet. Für uns hatte dies dramatische Folgen. In den
ersten zwei Monaten haben wir nicht einmal unsere Gehälter verdient. Das war eine echte Katastrophe.


Arne Suter: Die Krankenkassen hat das überhaupt nicht interessiert: Alles, was nicht beantragt wurde, das musste auch nicht ausgegeben werden. Leider haben die Krankenkassen das auf die Spitze getrieben und das erste halbe Jahr zum Teil keine Kostenvo-
ranschläge bearbeitet. Ein halbes Jahr lang hatten wir zwischen 30 und 70 Prozent Umsatzeinbruch und das in der ganzen Branche in ganz Deutschland.


Karen Suter: Was besonders schwierig war: Wir mussten acht Mitarbeiter entlassen. Diese ganzen Kündigungen habe ich zusammen mit meinem Vater geführt. Das ist ein sehr einschneidendes Erlebnis gewesen – vor allem das auch fair zu machen. Doch wir
mussten das im Blick auf unsere gesamte Verantwortung für das Unternehmen machen.


Arne Suter: Für mich war es völlig neu, dass wir für 45 Mitarbeiter und deren Familien verantwortlich waren.

Seit drei Jahren sind wir weltweit in der Krise. Wie habt ihr die Krise bislang bewältigt?


Karen Suter: Wir haben diese Krise eigentlich durch ein aktives nach Vornetreten bewältigt. Ich habe den Vorteil, dass ich ein gutes medizinisches Grundverständnis mitbringe und mich auch in der Pandemie sehr schnell auf die Situation einlassen konnte. Auch
keine Angst hatte und schnell erkannt habe, was wir tun müssen. Dieses ganze Abstandhalten, Maske tragen, auch die Gruppenbildung. Wir haben ganz schnell die Tests eingeführt, obwohl es sie noch gar nicht richtig gab. Wir haben schon Weihnachten 2020
Selbsttest durchgezuführen. Das hat dem ganzen Team sehr viel Sicherheit gegeben. Diese Krise hat gezeigt, wie wichtig ein flexibles und schnelles Handeln ist

Das Interview führte der Fernsehjournalist Rainer Wälde aus Frielendorf bei Kassel.