Autor: Jürgen Dettinger, Ivoclar Vivadent Die Dentalindustrie entwickelt kontinuierlich neue Werkstoffe und Verfahren für Zahnarztpraxen und Dentallabore. Erst die Akzeptanz durch den Behandler und die Ergebnisse erfolgreichen Therapieeinsatzes in klinischen Studien und im Praxisalltag sind eine Gewähr für den Einsatz am Patienten. In den letzten Jahren hat sich der Werkstoff Zirkoniumoxid – kurz Zirkon - seinen festen Platz als Kronen- und Brückenwerkstoff erobert. Gegenüber traditionellen Werkstoffen gibt es im Praxisalltag einige grundlegende Dinge zu beachten. Was ist Zirkon? Reines Zirkonium (Zr) ist ein eher weiches und formbares silbrig-glänzendes Metall, das optisch Edelstahl ähnelt. Zirkonium kommt in der Natur nur als Mineral vor. Dentales Zirkoniumoxid besteht ausschließlich aus synthetischen Pulverkomponenten und nicht aus natürlichen Mineralien. Der Rohstoff für dentales Zirkoniumoxid ist vom ZrSiO4 abgeleitet. Zirkoniumoxid (ZrO2) ist chemisch betrachtet ein Oxid des Metalls. Es wird seit 1970 aufgrund seiner vorteilhaften Eigenschaften, wie geringe Zytotoxizität, niedriges Korrosionspotenzial, geringe Bakterienanhaftung und hoher Festigkeit in der Medizin und in der Zahnheilkunde eingesetzt. Zirkon ist nicht gleich Zirkon Obwohl der Rohstoff für dentales Zirkon synthetisch gewonnen wird, ist dieser Werkstoff polymorph. Das heißt, dass die gleichen Elemente in drei unterschiedlichen Kristallstrukturen existieren, abhängig von Temperatur und Druck. Diese Eigenschaften werden von der Dentalindustrie in unterschiedlicher Weise in deren Herstellungsverfahren genutzt. Für festsitzende, vollkeramische dentale Versorgungen kommen unterschiedliche Arten von Zirkon zum Einsatz. Bis 2014 wurde nur das hochfeste, aber sehr opake 3Y-TZP für die Herstellung von Gerüststrukturen verwendet - bei Einzelkronen bis hin zu mehrgliedrigen, implantatgetragenen Brücken. Heute variieren die verwendeten Zirkonarten mit 4Y-TZP und 5Y-TZP. Sie bieten eine verbesserte Transluzenz für ästhetische, vollanatomische (monolithische) Versorgungen, bei jedoch etwas geringeren Festigkeitswerten. Diese Verringerung der Festigkeit und Bruchzähigkeit bringt gewisse Einschränkungen in Bezug auf das Indikationsspektrum, die Wandstärken und die Verbinderquerschnitte mit sich.
Zirkon-Restaurationen für die Patientenversorgung Farbbestimmung Die Bestimmung der Zahnfarbe erfolgt ganz konventionelle nach der Zahnreinigung am noch nicht präparierten Zahn bzw. an den Nachbarzähnen. Für eine perfekte Reproduktion der bestimmten Zahnfarbe durch den Zahntechniker empfiehlt sich zusätzlich ein digitales Foto der Ausgangsituation, das mit dem Auftrag ins Labor mitgeliefert wird. Indikationen Dentales Zirkon verfügt über eine Biegefestigkeit von 650 -1.200 MPa, je nach Zusammensetzung und Herstellungsart. Speziell bei größeren Patientenarbeiten sollte hier eine Abstimmung über die ideale Werkstoffwahl mit dem Labor erfolgen. Generell sind diese Indikationen seitens des Hersteller freigegeben: Hochtransluzente 5Y-TZP Zirkon: Vollanatomische Einzelkronen und 3-gliedrige Brücken (ohne zusätzliche Keramikverblendungen) Transluzente 4Y-TZP Zirkon: Teilanatomische Einzelkronen und mehrgliedrigen Brücken (mit zusätzliche Keramikverblendungen) Hochfeste 3Y-TZP Zirkon: Verblendgerüste für Kronen, 4- bis mehrgliedrige Brücken mit max. 2 Zwischengliedern (mit zwingender Keramikverblendung) Die S3-Leitlinie Vollkeramische Kronen und Brücken der DGPro aus dem Jahre 2014 empfiehlt verblendetes Zirkon für Einzelkronen und 3-gliedrige Brücken. Zu Versorgungen aus monolithischem Zirkon konnten 2014 noch keine Aussagen getätigt werden. Quelle:https://www.dgpro.de/stellungnamen-awmf
Präparation Alle Vollkeramikrestaurationen bedingen eine keramikgerechte Präparation. Grundsätzliche Regeln zur Präparation für vollkeramische Restaurationen sind: – Die ideale Präparation ist eine Stufenpräparation mit abgerundeter Innenkante bzw. Hohlkehlpräparation. – Die anatomische Form des Zahnes ist gemäß den angegebenen Mindestwandstärken des verwendeten Materials gleichmäßig zu reduzieren. Hier empfiehlt sich eine Rücksprache mit dem Techniker. – Für die konventionelle bzw. selbstadhäsive Befestigung muss die Präparation eine Retentionsform und eine ausreichende Stumpfhöhe aufweisen, d.h. ein Präparationswinkel: 4 – 8 ° bei konventioneller und semiadhäsiver Befestigung, > 6 ° bei adhäsiver Befestigung Befestigungsmöglichkeiten Ästhetische Befestigungsmöglichkeiten sind entscheidend für die harmonische Farbwirkung einer Vollkeramikrestauration. Zirkon-Restaurationen können adhäsiv, selbstadhäsiv oder konventionell befestigt werden. – Bei der adhäsiven Befestigung von IPS e.max ZirCAD-Restaurationen stellt z.B. Multilink Automix das ideale Composite dar. – Für die selbstadhäsive Befestigung von IPS e.max ZirCAD eignet sich beispielsweise SpeedCEM Plus. – Für die konventionelle Befestigung von IPS e.max ZirCAD empfiehlt sich Glasionomer-Zement, wie z.B. Vivaglass® CEM. Wichtig für das Praxisteam: Die Konditionierung der Restauration und der Präparation ist abhängig von der gewählten Befestigungsmethode, sowie dem Befestigungsmaterial. Die Konditionierung der Keramikoberfläche als Vorbereitung zur Befestigung ist für den Verbund zwischen dem Befestigungsmaterial und der Vollkeramik-Restauration entscheidend. Generell gilt: – Zirkon-Restaurationen zur Reinigung der Oberfläche vor der Befestigung mit Al2O3 mit maximal 1 bar Druck abstrahlen (dieser Vorgang kann auch im Labor erfolgen) – Die Restaurationen nach der Einprobe gründlich mit Wasser reinigen und trocken blasen. Die Reinigung von Speichel erfolgt sehr einfach mit Hilfe von Ivoclean. – Bei Anwendung der adhäsiven Befestigung die Verbundfläche mit Monobond Plus® konditionieren. Präparation Alle Vollkeramikrestaurationen bedingen eine keramikgerechte Präparation. Grundsätzliche Regeln zur Präparation für vollkeramische Restaurationen sind: – Die ideale Präparation ist eine Stufenpräparation mit abgerundeter Innenkante bzw. Hohlkehlpräparation. – Die anatomische Form des Zahnes ist gemäß den angegebenen Mindestwandstärken des verwendeten Materials gleichmäßig zu reduzieren. Hier empfiehlt sich eine Rücksprache mit dem Techniker. – Für die konventionelle bzw. selbstadhäsive Befestigung muss die Präparation eine Retentionsform und eine ausreichende Stumpfhöhe aufweisen, d.h. ein Präparationswinkel: 4 – 8 ° bei konventioneller und semiadhäsiver Befestigung, > 6 ° bei adhäsiver Befestigung Fotos: Ivoclar Vivadent
Befestigungsmöglichkeiten Ästhetische Befestigungsmöglichkeiten sind entscheidend für die harmonische Farbwirkung einer Vollkeramikrestauration. Zirkon-Restaurationen können adhäsiv, selbstadhäsiv oder konventionell befestigt werden. – Bei der adhäsiven Befestigung von IPS e.max ZirCAD-Restaurationen stellt z.B. Multilink Automix das ideale Composite dar. – Für die selbstadhäsive Befestigung von IPS e.max ZirCAD eignet sich beispielsweise SpeedCEM Plus. – Für die konventionelle Befestigung von IPS e.max ZirCAD empfiehlt sich Glasionomer-Zement, wie z.B. Vivaglass® CEM. Wichtig für das Praxisteam: Die Konditionierung der Restauration und der Präparation ist abhängig von der gewählten Befestigungsmethode, sowie dem Befestigungsmaterial. Die Konditionierung der Keramikoberfläche als Vorbereitung zur Befestigung ist für den Verbund zwischen dem Befestigungsmaterial und der Vollkeramik-Restauration entscheidend. Generell gilt: – Zirkon-Restaurationen zur Reinigung der Oberfläche vor der Befestigung mit Al2O3 mit maximal 1 bar Druck abstrahlen (dieser Vorgang kann auch im Labor erfolgen) – Die Restaurationen nach der Einprobe gründlich mit Wasser reinigen und trocken blasen. Die Reinigung von Speichel erfolgt sehr einfach mit Hilfe von Ivoclean. – Bei Anwendung der adhäsiven Befestigung die Verbundfläche mit Monobond Plus® konditionieren. Wichtig: Wird das Einschleifen der Restauration im Patientenmund erforderlich, so sind die bearbeiteten Flächen anschließend zu glätten. Die bearbeiteten Stellen müssen vor dem endgültigen Eingliedern extraoral poliert werden. Hierfür bietet der Fachhandel spezielle Poliermittel/Rotierende Instrumente an. Eine nicht polierte, raue Zirkonoberfläche kann zu einer übermäßigen Abrasion des Antagonistenzahnes führen und darüber hinaus die Festigkeit der Restauration negativ beeinflussen.
Erfahrungen mit Zirkon im Praxisalltag Mit Einführung der Zirkongerüste als reine Gerüstkappen für Kronen- und Brückenversorgungen waren Abplatzungen der Verblendkeramik die Hauptschwierigkeit. Zwischenzeitlich werden die Gerüste von den Technikern anatomisch geformt und verblendet, mit entsprechend besseren klinischen Ergebnissen. Die Einführung von transluzenteren, vollanatomischen Zirkon-Versorgungen, die ohne zusätzliche Verblendkeramiken auskommen, vermeidet diese Risiko komplett.
Die Tatsache, dass dentales Zirkon bedeutend härter ist als die traditionellen Dentalkeramiken, führte seitens der Zahnmedizin zu Bedenken hinsichtlich des Einflusses auf Antagonistenzähne. In ihrer klinischen Bewertung kamen Stober et al. zum Schluss, dass obwohl monolithische Zirkon-Kronen mehr Antagonistenverschleiss verursachen als natürliche Zähne, der Verschleiß jedoch niedriger ist als bei anderen Dentalkeramiken. In einer Zusammenfassung der Ergebnisse von in-vitro Studien stellten sie auch übereinstimmend fest, dass gut poliertes Zirkoniumoxid nicht zu übermäßigem Verschleiß oder Beschädigung des Antagonisten-Zahnschmelzes führt, sondern tatsächlich weniger Antagonisten-Verschleiß verursacht als andere Keramiken. Die Oberflächenpolitur von vollanatomischen (monolithischen) Zirkon-Restaurationen wird deshalb empfohlen, da der Effekt auf den Verschleiß von natürlichen Antagonistenzähne vorteilhaft ist. !